Konzeption Das Projekt Outlet stellt durch seine Angebote eine neuartige Form der kurz- bis mittelfristigen Betreuung für männliche minderjährige Jugendliche da. Den Anstoß, eine derartige Form der Betreuung zu entwickeln, gaben mir berufliche Erfahrungen im Wohngruppenbereich, wo ich Möglichkeiten und Grenzen im pädagogischen Alltag erfuhr. Erfahrungen in der Leitungsfunktion eines erlebnispädagogischen Projektes in Spanien und die Durchführung zweier Jugendintensivbetreuungsprogramme in Salzburg und beim Institut für Sozialdienste in Vorarlberg eröffneten neuartige Möglichkeiten des pädagogischen Handelns. Hintergründe Aufgrund mangelnder Alternativen bzw. Konsequenzen im Fremdunterbringungsbereich passiert es immer wieder, dass sich bei eingefahrenen Konfliktthematiken, nach einer gewissen Ohnmachtsphase und eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten des SozialpädagogInnenTeams, eine Trennung vom Jugendlichen ergibt. Um diesem neuerlichen Vertrauensbruch und einer weiteren Bestätigung seines negativen Selbstbildes vorzubauen, bedarf es eines Programmes, in welchem der Jugendliche druck- und wertfrei die Hintergründe seines “Scheiterns” individuell beleuchten kann.Somit entstand im Laufe der letzten Jahre diese Form eines kurz- , bzw. mittelfristigen Auszeitangebotes, das einer vorzeitigen, endgültigen Trennung und somit einer weiteren tiefen Narbe im Seelenleben des Jugendlichen vorbeugt. Die Entwicklungsstufen des Selbst Die theoretische Grundlage, auf welche sich das Projekt “Outlet” stützt, orientiert sich an der Entwicklungstheorie von Robert Keagen (“Die Entwicklungsstufen des Selbst”). Jeder Mensch befindet sich in einem lebenslangen Entwicklungsprozess (Entwicklungsstufen), in dem sich kontinuierliche Phasen des Gleichgewichtes (Konstanz) mit krisenbehafteten Phasen abwechseln. Befindet sich die Person in solchen Phasen, verändert sich in erster Linie die Qualität der Abgrenzung zwischen sich selbst (dem Selbst eines Menschen) und der Umgebung (Welt), in welcher er sich täglich erfährt. In solchen Übergangsphasen wird die Welt zunehmend als größer und unabhängiger erlebt und der Teil des Selbst als kleiner und geringer. Der Mensch löst sich aus seinem gefühls- und wahrnehmungsmäßigen Eingebundensein. Er ist fähig, das bislang Endgültige als provesorisches Konstrukt zu erkennen und befähigt dadurch sein Selbst zur Entwicklung. |
Allgemeine Zielsetzung Der Lebensprozess “WENN WIR NUR LERNEN LEBEN ZU LASSEN - DER PLAN IST SCHON DA!”
Dieses unaufhörliche Wechselspiel ist der Motor für den Entwicklungsprozess. Entwicklung durch Eingebundenheit und Autonomie Unsere Gesellschaftsstruktur stellt an uns Individuen vor allem im autonomen Bereich hohe Anforderungen. In der Arbeitsmarktsituation werden die Ansprüche und der Druck auf den/die einzelne/n immer größer, und um im ständigen Wettkampf zu bestehen, ist ein gehöriges Maß an Selbstsicherheit erforderlich. Die Werbeindustrie motiviert uns ebenso, autonom zu sein und “meine” Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. “Sei stark und das am besten unabhängig und alleine! ”Der bestehende Trugschluss liegt darin, dass eine intensive Einbindung in einer haltgebenden Kultur einen Verlust an Autonomie darstellt. Das Streben nach Bindung ist ein eigenständiges Grundbedürfnis und zieht sich vom Säuglingsdasein bis ins hohe Alter. Es reicht nicht aus, dass die Umwelt für mich da ist, sie muss auch in der Lage sein, mich einzubinden. Eine einbindende, haltgebende Kultur ist die Basis, damit sich jedes Individuum auch autonom entwickeln kann.Das Halten bezieht sich nicht auf festhalten, sondern auf ein “gehalten werden” während des Entwicklungsprozesses und charakterisiert sich folgendermaßen.
Der pädagogische Rahmen des Projektes Outlet: Erfahren Jugendliche wiederholt Beziehungsabbrüche, ist es für sie nicht möglich, ein zwischenmenschliches Selbst zu entwickeln. Sie erkennen nicht ihre eigenen und die Bedürfnisse der anderen, sondern sehen die Welt weiterhin durch die Brille der eigenen Bedürfnisse (ich bin meine Bedürfnisse). Eltern oder Pädagogen dieser Heranwachsenden reagieren auf deren Verhalten wie oben angesprochen oft feindselig, ärgerlich oder im schlimmsten Fall eben mit Beziehungsabbrüchen. Jugendliche, die in der souveränen Struktur „stecken“, brauchen umso mehr beide Pole - Bestätigung und Widerspruch. Nur mit beiden kann der Übergang von der souveränen zur zwischenmenschlichen Struktur gefördert werden. |
Zielgruppe Männliche, minderjährige Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, welche den Rahmen konventioneller Einrichtungen sprengen und eine spezifische Form der erlebens- und sozialpädagogischen Kurzinterventionen bedürfen. |
Ablauf Anfrage Nach erfolgter Anfrage bei DSA Gert Schweiger, 0650 810 82 50, erfolgt mit den Eltern oder dem SP-Team und der/dem zuständigen SozialarbeiterIn ein Informationsgespräch über die aktuelle Situation und die Entwicklung eines Individualkonzeptes. Vorbereitungsphase Kontakte zwischen dem Jugendlichen und dem Betreuer. Gemeinsame Erarbeitung der individuellen Zielsetzungen mit dem Jugendlichen, den Eltern oder dem SP-Team und der/dem SozialarbeiterIn. Übergabe der Material- und Bekleidungsbedarfliste. Erarbeitung der Nachbetreuungmodalitäten. Outlet Der Jugendliche und der Betreuer sind die vereinbarte Zeit weg vom normalen Lebensumfeld. Durch Telefon oder Internet ist der gegenseitige Informationsfluss gewährleistet. Nach beidseitiger Absprache kann es in Ausnahmefällen zu Kontakten des Jugendlichen mit seinem herkömmlichen sozialen Umfeld kommen. Rückführung, Nachbetreuung Die Art und Weise der Rückführung des Jugendlichen in das Herkunftssystem bzw. in die Wohngemeinschaft stellt eine zentrale Komponente im Betreuungsplan des Jugendlichen dar. Die Herausforderung liegt darin, die gewonnenen Erfahrungen und das Erlernte so ins herkömmliche Alltagsleben zu transferieren, dass die eingeleiteten Verhaltensänderungsprozesse ausgebaut und integriert werden können. Die Qualität der intensiven 1:1 Betreuung kommt hier zum Tragen. Effektiv wird der Transfer gelingen, wenn eine behutsame, stufenweise Wiedereingliederung in die Gruppe stattfinden kann. Um das zu gewährleisten, ist die Haltungsfrage des Systems bzw. des Teams gegenüber dem zurückgekehrten Jugendlichen maßgeblich.Während der gesamten Outletphase findet ein Informationsaustausch zwischen dem SP-Team, den Eltern, dem Jugendamt und Herrn Schweiger statt. Somit hat das SP-Team bzw. die Eltern die Möglichkeit, die Wiedereingliederung und Betreuung zu planen und vorzubereiten. Die ersten Wochen der Wiedereingliederung wird sich die Betreuung des Jugendlichen zwischen dem SP-Team bzw. den Eltern und dem Einzelbetreuer aufteilen. Gemeinsames Beobachten sowie Reflektieren im Team und im 1:1 Setting vermitteln dem Jugendlichen nachvollziehbar den Wechsel in die altbekannte Gemeinschaft, die ihn mit einer positiven Grundhaltung empfängt und nicht mit hohem Erwartungsdruck bombardiert. Durch diese stufenweise Wiedereingliederung wird den Jugendlichen immer wieder Raum und Zeit, die Veränderungen zu reflektieren, geboten. Das in der Einzelbetreuung Erlebte und Integrierte dient als Brücke, um im neuen Umfeld wieder Fuß zu fassen. Erfahrene Gefühle und Bilder aus der 1:1 Betreuung sind positiv gespeichert und helfen, die alten bzw. neuen Herausforderungen im Alltag konstruktiver zu meistern. So reibungslos, wie es hier beschrieben ist, wird es in der Praxis freilich nicht funktionieren und es werden altbekannte Konflikte und Muster auftreten. Genau aus diesem Grund kann auf diese Dualbetreuung zurückgegriffen werden, indem dann wieder einzelne Tage im 1:1 Setting stattfinden werden, um den Verlauf der Wiedereingliederung mit Bildern und Erfahrungen aus der Outletphase zu kombinieren. In der Bezugsbetreuung ist ebenfalls eine stufenweise Übergabe geplant. Der Jugendliche, sein/e BezugsbetreuerIn aus dem SP-Team und Herr Schweiger werden einige Aktionen gemeinsam unternehmen. Gemachte Erfahrungen, Wertschätzung und das jetzige Alltagsleben werden thematisiert und in Verbindung mit dem 1:1 Setting gebracht. Nach zwei bis vier Wochen wird dann tendenziell ersichtlich sein, wie die Eingliederung erfolgt. (Ist eine nochmalige 1:1 Phase erforderlich oder wirkt sich ein langsames Zurückziehen des Outletbetreuers günstig auf die Entwicklung des Jugendlichen aus?) Durch die gute Vernetzung sind immer mehrere Beobachtungen gegeben und somit eine optimale Zusammenarbeit möglich. Die oben angesprochene Qualität des Projektes Outlet besteht im langsamen, stufenweisen Transfer in das einbindende System. Krisenplan Eine Krise kann durch intrapsychische Prozesse oder Krankheiten ausgelöst werden. Es kann auch der Fall eintreten, dass der Betreuer und der Jugendliche den Kontakt zueinander verlieren. Tritt eine Krise ein, werden das SP-Team, der/die SozialarbeiterIn und/oder die Eltern sofort verständigt, auch wenn kein unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. Wenn Handlungsbedarf besteht, entscheidet der Betreuer gemeinsam mit dem SP-Team (den Eltern) und dem/der SozialarbeiterIn, wie es weitergehen soll. |
Ausrüstung Für die materielle Ausstattung und entsprechende Kleidung ist der Auftraggeber verantwortlich. Die Bedarfsliste wird in der Vorbereitungsphase übergeben. |
Methoden der Arbeit: Systemische Zusammenhänge Der Jugendliche ist nicht alleiniger Symptomträger. Aus dieser Grundhaltung ergibt sich eine notwendige und intensive Zusammenarbeit mit den Eltern oder bei Fremdunterbringung mit dem SP-Team. Der Jugendliche wird von seinem sozialen Umfeld beeinflusst und umgekehrt. Die sozialen Aspekte im Laufe seiner bisherigen Entwicklung, die familiären Erziehungspraktiken, Beziehungsabbrüche und Unterbringungen in Wohngemeinschaften, sind für die Ursachen seiner disfunktionalen Verhaltensweisen von großer Bedeutung. Aus diesem systemischen Ansatz heraus ergibt sich somit die Notwendigkeit für das Familiensystem oder das SP-Team und die Wohngemeinschaft, sich ebenfalls weiterzuentwickeln und die Haltung gegenüber dem Minderjährigen zu reflektieren. In der Outletphase, wo die bestehenden Konflikte mit dem Jugendlichen ausgelagert werden, ergibt sich somit für die Eltern oder das SP-Team inklusive der Wohngemeinschaft Raum, den vergangenen konfliktbeladenen Zeitraum sachlich zu reflektieren. Damit ergibt sich nicht nur für den Jugendlichen, sondern für das gesamte System eine neue Ausgangssituation bei der Wiedereingliederung. Methoden im Projekt Outlet a.) Individualpädagogische Intensivbetreuung b.) Übergangsrituale c.) Handwerkliche Arbeitsprojekte d.) Beschulung e.) Alltagsleben f.) Naturerfahrungen g.) Kreativtherapeutische Projekte, Musiktherapie. Individualpädagogische Intensivbetreuung Das sind spezifische Einzelprogramme für minderjährige, männliche Heranwachsende, welche durch reguläre Maßnahmen nicht mehr zu erreichen sind und durch bestehende Angebote (Gruppenpädagogik) nicht mehr sinnvoll und adäquat unterstützt werden können. Die intensiv-individualpädagogische Maßnahme richtet sich nach dem sozial-pädagogischem Bedarf und momentanen Entwicklungsstand des Klienten. Das heißt, es werden individuelle Handlungspläne erstellt, die sich bei der Wiedereingliederung durch die Verminderung der disfunktionalen Verhaltensweisen bestätigen. Unkonventionelle Methoden und die Einarbeitung erlebnis-/erlebenspädagogische Elemente in der Betreuung sind wesentliche Kennzeichen dieses Betreuungsansatzes. Das kontinuierliche Beziehungsangebot steht im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit. Die pädagogische Ausrichtung liegt in erster Linie darin, prozessorientiert zu arbeiten. Es wird nicht gelingen, in einem zwei- bis dreimonatigen Programm eine völlige Umgestaltung der deliquenten Handlungs- und Verhaltensmuster zu bewirken. Viel mehr geht es darum, entwicklungsförderliche Prozesse auszulösen, in welchen der Jugendliche seine bisherigen Verhaltensweisen und deren Auswirkungen bewußt wahrnimmt. Die haltgebende Kultur, die den Heranwachsenden sehr bewußt wertschätzt und sein Verhalten spiegelt, initiiert diese Prozesse. Je intensiver er diese wertschätzende Einbindung erfährt, desto eher wird es ihm gelingen, sich von gewissen Mustern und Schutzmechanismen zu distanzieren und sich dem Prozess, der ihn in eine „weiterentwickelte Phase des Selbst“ führt, zu öffnen. Übergangsrituale Als zusätzliche Unterstützung, sich in einer haltgebenden Kultur von seinen “alten” Verhaltensweisen zu lösen, werden dem Jugendlichen im Projekt Outlet Übergangsrituale angeboten und mit ihm praktiziert. Diese Übergangsrituale kommen einer persönlichen Reise gleich, die sich je nach Klient über einige Stunden oder auch Tage erstrecken kann (Steven Foster; Vision quest). Der Prozess des Übergangsrituals erstreckt sich über die Trennung von der alten entwicklungshinderlichen Identität, das Durchschreiten eines rituellen “Nowhereland”, wo bisherige Einstellungen nicht mehr gelten, aber noch keine neuen, auf die der Heranwachsende zurückgreifen kann, präsent sind, hin zu einer “Neugeburt” der Identität, mit welcher der Jugendliche wieder in die Gemeinschaft aufgenommen wird. Die Trennungsphase: Durch die gemeinsame Reflexion und das Spiegeln des Verhaltens erkennt der Jugendliche, dass er sich mit gewissen Mustern nicht mehr identifizieren kann, und dass er bereit ist, das “Alte” loszulassen, wenngleich dies auch mit Angst einhergeht. Zur Verbildlichung für das, was zurückgelassen wird, sind Symbole sehr dienlich. Die Schwellenphase: Hier bedarf es einer “Schwelle”, die der Jugendliche bewusst überschreitet, um in einen Raum zu gelangen, in dem er das ”Alte” bereits losgelassen hat, das “Neue” aber noch nicht präsent ist. Diesen Weg muss der Jugendliche alleine bestreiten. Das Zurücklassen des vertrauten “Alten” (die alte Identität, die alten Verhaltensmuster) bringt mitunter Ängste und viele Emotionen mit sich. Was wird kommen? Unsichere Schritte in ein neues Land. Die Wiedereingliederungsphase: Am Ende seines Weges (seiner Reise) überschreitet der Jugendliche abermals eine Schwelle, heraus aus seiner “dunklen, unsicheren und identitätslosen Welt” und wird mit Freude und Achtung in der realen Welt willkommen geheißen und bestätigt. Das vorbereitete Lagerfeuer hüllt den Jugendlichen in seinen Schein und beschenkt ihn mit Nahrung und Wärme. Nach dem Essen hat der Heranwachsende nun Platz und Zeit die Geschichte seiner Reise unter wertschätzenden bestätigenden Zuhören zu erzählen. Handwerkliche Arbeitsprojekte Einen wesentlichen Schwerpunkt der Betreuung stellt die Einbindung des Jugendlichen in Arbeitsprojekte dar. Durch die Planung und Durchführung einzelner Handwerksprojekte baut der Heranwachsende seine handwerklichen Fertigkeiten aus. Diese Erfahrungen autorisieren ihn, bei weiteren Arbeitstätigkeiten selbständiger und vorausschauender zu handeln. Er gewinnt Vertrauen in sich und sein Tun. Das Erlernte kommt dem Jugendlichen beispielsweise bei der Verschönerung seines Zimmers, der Wohngruppe oder beim Bezug einer eigenen Wohnung zugute. Um die anstehenden Arbeiten zufriedenstellend verrichten zu können, erlernt der Heranwachsende einen adäquaten Umgang mit Werkzeug und Material. Er erlernt, dass ein achtloser, verantwortungsloser Umgang letztendlich mehr körperlichen Aufwand und zeitintensive Reparaturen mit sich bringt. Durch die Mitarbeit bei landwirtschaftlichen Betrieben erfährt der Jugendliche noch eine wesentliche Konsequenz. Selbstvertrauensfördernde Wertschätzung Dritter ermöglicht eine Weiterentwicklung seiner sozialen Kompetenz. Durch das “Hinein-schnuppern” in unterschiedliche handwerkliche Tätigkeiten resultiert eine Orientierung bezüglich der künftigen Berufswahl. Beschulung Damit während der individualpädagogischen Maßnahme, in welcher keine herkömmliche Beschulung möglich ist, der Schulpflicht Rechnung getragen werden kann, wird der Unterricht in den Alltag integriert. Vorab finden Gespräche mit den Lehrern der zuständigen Schule statt, und der vereinbarte Stoff wird in täglichen Unterrichtseinheiten mit dem Jugendlichen erarbeitet. Erfahrungsgemäß fällt es dem Heranwachsenden in diesem Rahmen oftmals leichter, sich schulisches Wissen anzueignen, als in einer Schulklasse. Aufgrund des 1:1 Settings und des natürlichen Umfeldes greifen angelernte Ablenkungs- und Fluchtmechanismen nicht mehr, und der Jugendliche kommt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass es letztendlich weniger Aufwand bedarf, den Schulalltag als Fixpunkt in das Tagesgeschehen zu integrieren als ständig auszuweichen. Eintretende Erfolgserlebnisse bei der Erarbeitung des Lernstoffes unterstützen und motivieren den Jugendlichen, weiterzulernen. Alltagsleben Durch die Reduktion der Selbstverständlichkeiten des Alltags findet sich der Jugendliche unweigerlich damit konfrontiert, seine Ansprüche, Handlungen und Wertigkeiten zu hinterfragen und zu ändern. Tätigkeiten, die im normalen Lebensumfeld ein Minimum an Aufwand und Zeit bedürfen, nehmen in einer Unterkunft ohne Elektrizität und fließenden Wasser neue Arbeits- und Zeitausmaße an. Warmwasseraufbereitung für Körperhygiene, Wäschewaschen per Hand, händisches Heraufpumpen des Wassers und die Beschaffung eines ausreichenden Brennholzvorrates erfordern viel Zeit und Arbeitsenergie. Das erforderliche Brennholz muss zuvor aus dem Wald herangeschafft und ofenfertig gemacht werden. Gekocht wird entweder am Feuer oder mit Gas. Fehlt die notwendige Eigenmotivation, wird kalt geduscht oder gegessen. Aufkommender Frust oder Zorn lassen jedoch keine Abschiebung der Verantwortlichkeit zu. Die Natur liefert dem Menschen unmittelbare Reaktionen auf dessen Handlungen, ohne sich als Schuldige zur Verfügung zu stellen. Somit ist ein gutes Lernfeld gegeben, in dem der Heranwachsende neue Konfliktlösungs-strategien entwickelt und lernt. Durch die Betreibung eines hauseigenen Gemüsegartens wird das ökologische Verständnis bezüglich der Tier- und Pflanzenwelt gefördert. Unzureichende Pflege lässt eine erfolgreiche Ernte nicht zu, und somit steht der arbeitstechnische und kontinuierliche Aufwand in direktem Zusamenhang mit einer guten Ernte. Zubereitete kulinarische Köstlichkeiten entlohnen für den Aufwand und vermitteln dem Jugendlichen wiederum den Zusammenhang und den Kreislauf der Natur (Philosophie der Permakultur). Die im normalen Leben gewohnten Leerzeiten, in denen sich oft Trägheit und „Null Bock“ Stimmungen ergeben, sind in dem Umfeld nicht gegeben. Es gibt immer etwas Nützliches oder Notwendiges zu tun, um sich den Alltag ein wenig angenehmer zu machen. Wochenenden oder vereinbarte Ruhe- und Pausenzeiten werden somit bewusst wahrgenommen und mehr als sonst geschätzt. Naturerfahrungen Durch schmerzliche Beziehungsabbrüche und oftmaligen Wechsel der Wohnorte kann die natürliche Entwicklung und das Erlernen sozialer Kompetenz nicht adäquat stattfinden. Der Jugendliche erlebt sich in dem natürlichen Rahmen des Projektes selbst als Naturwesen und verwurzelt sich zunehmend stabil im Prozess des Lebendigseins. Dies ist die Voraussetzung für eine leibliche Gesundung, in Hinblick auf die Überwindung von Bodenlosigkeit, Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit, in welcher der Jugendliche verharrt. Das „Sich-Selbst-Wahrnehmen“ und sich als einen Teil der Natur zu erkennen, manifestiert sich in einem leibhaftigen, spürsicheren, vertrauensvollen und weltoffeneren Dasein, das in den natürlichen Prozessen des Lebens gut verwurzelt ist. Berg- oder Wandertouren gewähren dem Jugendlichen die Möglichkeit, seine körperlichen und Motivations-Grenzen neu auszuloten. In einer Gebirgslandschaft empfindet sich der Heranwachsende klein und den wechselnden Witterungszuständen ausgeliefert. Ein ruhiger Sonnenaufgang oder ein stiller Bergsee präsentieren dem jungen Menschen wiederum ein anderes Bild der Natur. Durch die gegebenen Eindrücke, kombiniert mit den körperlichen Strapazen und dem engen Kontakt zur Natur, erkennt sich der Heranwachsende als einen Teil des Kreislaufes. Der vorgegebene natürliche Rhytmus bietet dem Jugendlichen ein stabiles, beeindruckendes Umfeld, in dem er zur Ruhe kommt und dadurch einen anderen Blickwinkel zu Themen, Verhaltensmustern oder Problemen gewinnt. Kreativtherapeutische Projekte, Musiktherapie Diese Projekte geben dem Jugendlichen die Möglichkeit, mit Naturmaterialien innere Spannungszustände auszudrücken. Mit der Verbildlichung und dem Ausdruck aufgestauter und verinnerlichter Negativerfahrungen und seelischer Schmerzen ist dem Heranwachsenden ein weiterer Schritt im Umgang mit der Problematik gelungen. Somit werden ihm verinnerlichte Themen bewusst anschaulicher, und der Jugendliche kann, pädagogisch unterstützt, den Schmerz zulassen. Klangkörper, aus Holz gefertigt, bieten dem Jugendlichen neben Trommeln, Didgeridoos und anderen „einfachen“ Klang- und Rhytmusinstrumenten weitere Ausdrucksformen bzw. Möglichkeiten, zur Ruhe zu finden. Außerdem werden dem Jugendlichen mit diversen kreativen Tätigkeiten Alternativen zu seinem bisherigen Freizeitverhalten angeboten. Ob Lederprägearbeiten, Lampen aus Wurzeln gefertigt oder Schmuck aus Obstholz und Rinderhorn, eine reichhaltige Palette an Naturmaterialien wird geboten, um Nutzgegenstände oder Kunstwerke zu schaffen. |
Raumkonzept Häuschen, Campingplätze, Alpenvereinshütten, Angemietetes Zimmer Das ganze Jahr über wird die Betreuung vordergründig in einem einfachen Häuschen in der Nähe der Stadt Graz stattfinden. Eingebunden in einen natürlichen Rahmen ohne Strom und fließenden Wasser erlernt der Jugendliche neuartige existenzielle Alltagstätigkeiten. Angesprochene Arbeitsprojekte werden ebenfalls an diesem Standort durchgeführt. Der Standort eignet sich ebenfalls sehr gut für Beschulungen, da keine äußeren Ablenkungen bestehen und durch die praktischen Umsetzungsmöglichkeiten des zu vermittelnden Lehrstoffes (Mathematik, Physik...). |
Dokumentation Der Betreuer gibt einerseits Informationen telefonisch oder via Internet an die Elternschaft, das SP-Team oder den/die Sozial-arbeiterIn weiter. Zusätzlich verschriftlicht der Betreuer seine Wahrnehmungen während der Individualbetreuung. |
Finanzierung Outlet & Nachbetreuung Die Finanzierung und die Nachbetreuung der Outletphase (1:1 Setting) wird zwischen DSA Gert Schweiger und der jeweiligen Jugendwohlfahrtsbehörde verhandelt. |
Bilder |
Lebenslauf Persönliche Daten: Gert Schweiger geboren am 5.1.1973 in Graz Österreichischer Staatsbürger Familienstand: ledig Anschrift: Neubaugasse 25/1, 8020 Graz Tel: 0650 810 82 50 Ausbildungsweg: 1979 bis 1983: Volksschule in Graz, Andritz 1983 bis 1987: Integrierte Gesamtschule in Graz 1987 bis 1992 : Höhere Lehranstalt für Forstwirtschaft in Bad Vöslau Matura 1992 1993 bis 1995: Land- und Forstwirtschaftliche berufspädagogische Akademie in Wien 1998 bis 2001: Akademie der Sozialarbeit der Stadt Wien 2005 bis 2008: Ausbildung zum Individualpädagogen in Vorarlberg Diverse Praktika während den Ausbildungszeiten in forst- und landwirtschaftlichen Betrieben 1995 bis 1996: Niederösterreichische Landeslandwirtschaftskammer Landjugendreferent; tätig in der außerschulischen Jugendarbeit; Tätigkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit und Organisation und Betreuung von Landjugendveranstaltungen Mitorganisation von Seminarreihen zur Persönlichen Weiterbildung. 1997 bis 2002: SOS Kinderdorf Wienerwald/Jugendhaus Anstellung als Sozialpädagoge, Wohngruppenbetreuung, Entwicklung und Durchführung erlebnispädagogischer Programme im In- und Ausland, Konzeptionierung und Durchführung individuell abgestimmter Projekte im kreativen und handwerklichen Bereich Planung und Durchführung eines Floßbauprojektes in Finnland; Konzeptionierung und Durchführung einer einwöchigen Bergtour für Mädchen und Burschen in den Karnischen Alpen Durchführung einer Winterwanderung mit Übernachtung in einer Höhle. 2002 bis 2003: Aventura Projectos Pedagogicos, Spanien Projektleitung eines erlebnispädagogischen Projektes für ausgegliederte, suchtkranke, männliche Jugendliche in Spanien Teamleitung, individualpädagogische Maßnahmen, Konzeptentwicklung für ein Jugendzentrum mit Schwerpunkten in kreativ-handwerklichen Projekten. 2003: Caritas Graz Sozialpädagogische Wohngruppenbetreuung in Voitsberg 2004: Rettet das Kind Salzburg Planung und Durchführung eines Jugendintensivprojektes für Jugendliche in Salzburg. Ein erlebnis-individualpädagogisches Programm, das einen zehnwöchigen Auslandsaufenthalt in Rumänien beinhaltet, Schwerpunkte: Förderung des prozessorientierten selbstverantwortlichen Handelns Arbeit mit dem Herkunftssystem Förderung des Entwicklungsprozesses Beschulung, Entwicklung von Zukunfts- Perspektiven Training im Arbeitsprozess Thema Sucht; Alkohol und Drogenmissbrauch Alternativenfindung zum gewohnten Freizeitverhalten Bewältigung und neuer Umgang mit psychisch emotionalen Krisen Entwicklung ethischer Wertvorstellungen 2005: SOS Kinderdorf Jugendhaus Graz Sozialpädagoge in einer koedukativen Schülerwohngruppe Systemische und prozessorientierter Betreuungsansatz, Planung und Durchführung kreativer Projekte 2005 bis 2006: Institut für Sozialdienste, Vorarlberg Planung und Durchführung eines Intensivpädagogischen Projektes Halbjährliche Betreuung zweier Jugendlichen mit Suchttendenzen, inklusive eines zehnwöchigen Indien-Aufenthaltes Schwerpunkte: Förderung des prozessorientierten selbstverantwortlichen Handelns im Alltagsleben Entwicklung kreativer Lösungsmuster mittels minimaler Hilfsmittel Thema Drogenproblematik; Aufklärung und Alternativen zum Miss- und Gebrauch diverser Substanzen Arbeit mit dem Herkunftssystem Förderung des Entwicklungsprozesses Beschulung, Entwicklung von Zukunftsperspektiven Training im Arbeitsprozess Alternativenfindung zum gewohnten Freizeitverhalten Bewältigung und neuer Umgang mit psychisch emotionalen Krisen 2006 bis 2007 Projekte Outlet Eine intensiv-individualpädagogische Maßnahme für männliche, min- derjährige Jugendliche. Dieses Programm findet in sehr reiz- reduziertem Umfeld unter Einbeziehung natürlicher Ressourcen und Übergangsritualen statt. Beschulung und Arbeitstraining sind neben der Unterstützung in der persönlichen Entwicklung des Jugendlichen Schwerpunkte im Projekt Outlet. Oktober 06 bis Jänner 07 Projekt Outlet Auftraggeber BH MurauFebruar 07 bis Juni 07 Projekt Outlet Auftraggeber JA-Graz UmgebungMai 07 bis Juli 07 Projekt Outlet Auftraggeber Magistrat Wels/OÖFebruar 08 bis Mai 08 Projekt Outlet Auftraggeber OÖ Landesregierung. 1999 bis 2005: Caritas Graz Entwicklung und Durchführung einer neuen Form der Ferienturnusse „Urlaub mit Freunden“ in Kroatien. Das Angebot bietet vor allem städtischen Kindern und Jugendlichenneue Formen der Freizeitgestaltung. Besondere Fähigkeiten: Konzeptentwicklung und Durchführung gruppenspezifischer und individualpädagogischer Programme, handwerkliche Fähig-keiten, Leitung kreativer Workshops mit Naturmaterialien in Schulen und Jugendzentren, Flexibilität und großes Improvisationstalent. |
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